Grabplatte G1
Inschrift
Anno 1670 den 15 Juny ist der ehrbahre Henrich Klocke
zu Röntrup gewesener Provisor der Kirchen Talle sehlig im Herren ent
schlaffen seines Alters 69 Jahr
Anno 1674 den 28 Janua ist die ehr und tugentsahme
Frauw Anna Schupmans seligen Hinrich Klocken gewesene Hausfruw selig
im Herren entschlaffen ihres Alters 60 Jahr
Hiob am 19 Capitel
Ich weis das mein Erlöser lebet und er wirdt
mich hernach auf der Erden auferwecken
und werde mit dieser meiner Haut umbgeben
werden und werde im meinem Fleische Gott sehen
den selbigen werd ich mir sehen meine Augen werden
ihn schauen und kein Frembder
Psalm 90
Unser Leben wahrt 70 Jahr wenns
hochkom so sinds 80 Jahr und wenns
kostlich gewesen ist so istts Muhe
und Arbeit gewesen
Die riesige Grabplatte mit 1,50 m Breite und 2,24 m Höhe von Henrich Klocke, Provisor in Talle, und seiner Frau Anna stammt von 1670. Es ist damit auch der älteste Stein hier auf dem Kirchhof. In der Bauphase wurde sie beim vorsichtigen Abbau des Grabmals mit dem Steinkreuz (D9) von 1869 von Frank Stölting mit dem Bagger „gefunden“. Zwischen den beiden Grabmalen liegen 200 Jahre, es sind jedoch direkte Verwandte, wie Margit Lenniger nachweist.
Leider hatte die Grabplatte in der Bauphase einen kleinen "Unfall", sie wurde von Fa. Dornfeld dann denkmalgerecht mit mehreren dicken Gewindestangen und Steinkleber wieder repariert. Die Bruchstelle ist über den beiden Ornamenten noch zu sehen.
Bestattungen IN Kirchen mit Grabplatten waren bis weit in das 18. Jahrhundert üblich und sind in Talle für mindestens zwei Bestattungen der Patronatsfamilie Grote belegt. Es ist möglich, dass auch diese Grabplatte des Provisors Henrich Klocke mit einem dafür typischen Format einst im Inneren der Taller Kirche lag. Das war nur Adeligen und höhergestellten Persönlichkeiten der Kirche vorbehalten, was vielleicht auch auf den Provisor Henrich Klocke zutraf, einem der Kirchenvorstände. Er genoss vermutlich auch als Besitzer eines sehr großen Hofes besonderes Ansehen.
Der Hiobtext auf der Grabplatte steht etwas im Gegensatz zur Grufbestattung. Auf einem späteren Grabstein, D3 aus dem 18. Jahrhundert, steht der gleiche Text. Hier kann er als Zeugnis des Denkens nach der Reformation ausgelegt werden. Das zeigt vielleicht, dass häufig keine eindeutigen Rückschlüsse gezogen werden können.